Tübinger Jakobsweg
1. Etappe: Tübingen – Rottenburg 11,4 km
Der Pilgerweg beginnt in der berühmten schwäbischen Neckarmetropole und Universitätsstadt
Tübingen, deren noch mittelalterlich anmutende Altstadt den Besucher mit unvergleichlichem Charme
empfängt. In Tübingen ist bis zur Einführung der Reformation eine starke Verehrung des hl. Jakobus
belegt. Noch im 12. Jh. wurde wohl für durchreisende Pilger in der Nähe der Ammertalstraße und des
Spitals die Jakobskirche erbaut. Mehrere bildliche Zeugnisse weisen auf die Verehrung des Apostels
Jakobus hin.
Durch die Jakobsgasse, Kornhausstraße und Hirschgasse gelangt man zur evangelischen Stiftskirche
St. Georg im Stadtzentrum, in der ebenfalls einige ikonografische Hinweise der Verehrung des
hl. Jakobus zu finden sind. Auf einem Rundgang durch die Kirche kann man weitere Darstellungen
des Apostels Jakobus als Pilgerpatron entdecken. Sie verdeutlichen, wie populär die Verehrung des
hl. Jakobus am Ende des späten Mittelalters kurz vor der Reformation in Tübingen gewesen ist.
Bevor wir die Stadt verlassen, überqueren wir den reizvollen Marktplatz mit dem alten Rathaus und dem
kunstvollen Renaissancebrunnen, gehen die Burgsteige zum Schloss Hohentübingen hinauf, betreten
durch die Burgtore den Innenhof und gelangen durch einen schmalen Tunnel im Westflügel zum
„Schänzele“. Von hier aus geht es zunächst durch die Schlossbergstraße, dann leicht bergan auf dem
Lichtenberger Weg bis zum Bismarckturm. Von dort verläuft der Weg immer geradeaus durch den
Wald auf dem Höhenrücken des Spitzbergs in Richtung Wurmlingen. Nach ca. 5 km hat man das West-
ende des Spitzberges erreicht, wo sich auf steilem Bergkegel zwischen Neckar- und Ammertal die
Wurmlinger Kapelle erhebt. Nach kurzer Zeit hat man die Bergkuppe erreicht und von dort eine
herrliche Rundsicht.
Von der Wurmlinger Kapelle aus geht man auf dem von Stationshäuschen gesäumten Wallfahrts-
weg nach Wurmlingen hinab, biegt nach der kath. Pfarrkirche St. Briccius nach rechts in die Briccius-
straße, dann bei der Kreuzung nach links in den Hohenzollern-Radweg der immer geradeaus durch
Wiesen und Felder nach Rottenburg führt. Kurz vor dem Ortseingang sieht man links den spät-
gotischen Turm der katholischen Sülchenkirche, der ursprünglichen Pfarrkirche von Rottenburg,
heute die Grablege der Rottenburger Bischöfe. Man unterquert die Landstraße (L 361), geht durch
die Jahnstraße an der Hochschule für Kirchenmusik und den Sportanlagen vorbei, wendet sich nach
links in die Seebronner Straße und stößt schließlich auf den Eugen-Bolz-Platz, in dessen Nähe das
Römische Stadtzentrum steht. Von hier aus führt die Königstraße zu unserem Pilgerziel, dem Dom
St. Martin, im Herzen der Stadt Rottenburg. Im Innern der Kirche ist auf den Pfeilervorlagen des
Mittelschiffs auch eine Statue Jakobus d. Ä. als Jakobspilger zu finden.
In Rottenburg gabelt sich der Jakobusweg. Geradeaus über den Marktplatz, die Königsstraße und
dann rechts durch das Kaltweiler Tor geht es auf dem Kinzigtäler Jakobusweg über Horb und den
Schwarzwald in Richtung Freiburg. Wir aber wenden uns nach links, gehen die Marktgasse zum
Neckar hinunter, überqueren den majestätisch dahinfließenden Strom und besuchen die
katholische Pfarrkirche St. Moritz im Stadtteil Ehingen, deren Silhouette am rechten Neckarufer
schon von weitem zu erkennen ist. Die ehemalige Stiftskirche ist für ihre einzigartigen Wand-
malereien aus dem 15. Jh. bekannt. Den hl. Jakobus entdeckt man am Ölbergaltar im nördlichen
Seitenschiff und als Apostelbild im Chorgestühl.